Pressekonferenz :Toby E. Rodes „11 Thesen zur Kommunikation“ – Statement Wolfgang Henrich

Pressekonferenz:

Toby E. Rodes:

11 Thesen zur Kommunikation

Statement von Wolfgang Henrich, Urheber Verlag

(Es gilt das gesprochene Wort)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch ich kann es nur begrüßen, daß die Züricher Bürgerschaft Debattieren als Unterrichtsfach beschlossen hat, zumal die politische Bildungsarbeit Schwerpunkt meiner verlegerischen und publizistischen Arbeit ist. Und ich hoffe, daß unser Autor Ende Oktober in Berlin auf Einladung des Marshall Fund mit Geschichts- und Sozialkundelehrern seine „11 Thesen zur Kommunikation“ diskutieren kann und so für das Unterrichtsfach Debattieren weitere Anhänger gewinnt.

An dieser Stelle möchte ich aber auch dafür danken, daß am 11. September das Berner Kantonsparlament die Übergangsfrist für die Einführung der reformierten Rechtschreibung verlängert hat. Der Kanton hat sich damit Bayern und Nordrhein-Westfalen angeschlossen und das Moratorium verfügt, das Lehrer in der Schweiz und Deutschland gefordert hatten. Damit wurde die Konferenz der Erziehungsdirektoren der Schweiz, die ihren Sitz in Bern hat, in ihrer eigenen Heimat überstimmt. Insbesondere danke ich dafür dem Berner Großrat Stalder, der im Juni die Eingabe gemacht hatte, die Einführung der Rechtschreibreform zu stoppen.

Warum wir uns an die bisher geltenden Rechtschreibregeln halten sollten, die letztlich auf das wunderbare Grimm’sche Wörterbuch zurückgehen, begründe ich kurz und bündig so: jede weitere Vereinfachung, um nicht zu sagen: Simplifizierung, erschwert uns die Möglichkeit, die Etymologie, die ursprüngliche Bedeutung eines Wortes, zu erkennen. Entsprechend wächst die Gefahr, daß Worte aneinandergereiht werden, die nicht zueinander gehören, diee zwar ähnlich in der Aussage sind, aber einem ganz anderen Erfahrungshorizont entsprechen. Nehmen wir nur die Synonyme „Anschauung“ und „Theorie“: ursprünglich waren das deutsche und das griechische Wort von Sinngehalt und Standpunkt her identisch, beide hielten das Erlebnis fest, das ein geduldiges, mit Herz und Verstand In-Augenschein-Nehmen zu einer komplexen Erfahrung und glücklich und endlich zu einer Erkenntnis führt. Doch mit dem Verdikt von Goethe, daß alle Theorie grau sei (siehe Faust I, Vers 2038f.), hat dieses Wort seine tiefere Bedeutung verloren. Heute drückt es das Ergebnis einer rein rationalen Tätigkeit aus, der aber keine Verbindlichkeit zukommt und den Begründer der Public Relations, nälich Freud’s Neffe Edward L. Bernays, zu der Schlußfolgerung kommen ließ, daß es keine verbindliche Wahrheit gebe – siehe die Seiten 98 und 99 in Toby E. Rodes’ Buch.

Dank der Initiative der vermeintlich so kapitalistischen Schweiz wird diesem üblen Trend zur Vereinfachung der Kommunikation, diesem Sparen am falschen Fleck wegen angeblicher Sachzwänge nun endlich Einhalt geboten und so bin ich zuversichtlich, daß wir mit der Besinnung auf die Ursprünge unserer Sprache auch dem Sprachchauvinismus Einhalt gebieten. Ein ganz übles Beispiel leistete sich – übrigens ebenfalls am 11. September – Walter Krämer, der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache am „Tag der deutschen Sprache“ in Frankfurt am Main, der Geburtsstadt von Toby E. Rodes. Nach ausführlichem Lamentieren darüber, daß die deutsche Sprache mehr als andere unter der Illoyalität ihrer Sprecher leide, ja selbst in Goethe-Instituten Deutsche lieber englisch sprächen und damit einer „Pidginisierung der deutschen Sprache“ Vorschub leisteten, verstieg er sich zu folgender Behauptung, ich zitiere: „Viele Deutsche flüchten nicht eigentlich aus ihrer Sprache, sie flüchten aus ihrer nationalen Haut als Deutsche. Lieber ein halber Ami als ein ganzer Nazi“.

Nun, ich werde es mir angesichts dieser nur makaber zu nennenden Entgleisung nicht nehmen lassen, ihm die Lektüre der „11 Thesen zur Kommunikation“ zu empfehlen und ihn aufzufordern, sich einem Streitgespräch zu stellen, das ihm die Augen öffnen sollte für die drei von Toby E. Rodes herausgearbeiteten Formen der Kommunikation, nämlich 1. die „vollendete, wirkliche Kommunikation“, 2. die „unvollendete Kommunikation“ und 3. die „unechte Kommunikation“, von der der Zitierte in seiner Verblendung ausgiebig Gebrauch macht, womit ich Ihnen zugleich die Lektüre der Seiten 29 bis 38 von Toby E. Rodes neuem Buch ganz besonders ans Herz lege.

 

Ich danke Ihnen!

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